Holzfertighäuser: Feuchteschäden
Holzfertighäuser: Feuchteschäden
Feuchtigkeitsschäden
Privatgutachten
Feldmoching-Haselbergl
In einer von einem Bauträger erstellten Neubausiedlung mit Einfamilienhäusern, Doppel- und Reihenhäusern in Holzbauweise (Holzfertighäuser) zeigten sich nach Fertigstellung zunehmend Feuchteschäden im Fassadenbereich und teilweise an der Raumseite. Eine Untersuchung einzelner exemplarischer Häuser im Auftrag der Siedlungsgemeinschaft zeigte, dass wesentliche Mängel insbesondere der Regensicherheit der Fassaden offenbar systematisch vorlagen und bereits Schimmelpilzbildung und auch ein Angriff der Holzkonstruktion durch holzzerstörende Pilze begonnen hatte. Auf Basis unseres Gutachtens sowie nachfolgender weiterer individueller Einzeluntersuchungen befindet sich zwischenzeitlich ein Großteil der Eigentümer in gerichtlicher Auseinandersetzung mit dem Bauträger und wird von uns weiter in enger Kooperation mit den Rechtsanwälten der einzelnen Eigentümer technisch begleitet. Die weiteren Untersuchungen im Rahmen der gerichtlichen Verfahren bestätigten zwischenzeitlich die wesentlichen Mängel der Dichtigkeit der Fassaden an allen untersuchten Gebäuden der Siedlung. An einer Vielzahl der Holfertighäuser wurden auch deutliche Schäden in der Holzkonstruktion durch Wassereintritte festgestellt.
Aufgabenstellung
Von unseren Bausachverständigen waren die Ursachen für Feuchteschäden im Bereich von Fassaden an exemplarischen Holzfertighäusern der Siedlung zu untersuchen und Feststellungen zu etwaigen systematisch in der gesamten Siedlung vorhandenen Mängeln an den Fassaden zu treffen.
Holzfertighäuser, Feststellungen
Die Holzfertighäuser der Siedlung sind in Holzständerbauweise aus Fertigelementen errichtet. Die Fassaden sind mit Putz auf Holzweichfaserplatten hergestellt (Wärmedämm-Verbundsystem, „Vollwärmeschutz“). Im Bereich der Fassaden wurden folgende systematische Mängel festgestellt:
- Die Fensterbänke sind nicht regensicher eingebaut. Wasser kann vor allem über die seitlichen Fensterbankanschlüsse (undichte Aufsteckprofile/Bordprofile) in die Holzkonstruktion eindringen. Gleichzeitig ist unter den Fensterbänken keine wannenförmige Abdichtung vorhanden.
- Die Verschattungsvorrichtungen sind als Jalousie und Raffstoreanlagen ausgeführt. Die Einbindung der über die Fassade vorstehenden Jalousie- und Raffstorekästen sind nicht regensicher. Gleichzeitig ist die Fassade in der Nische hinter den Kästen ebenfalls nicht regensicher. Wasser kann in die Holzkonstruktion eindringen.
- Die Befestigung der Spannseile bei den Raffstoreanlagen in die seitliche Laibung oberhalb der Fensterbank ist undicht. Wasser kann in die Holzkonstruktion eindringen.
- Die Verklebung der Anputzleisten auf die Holz-Alufenster ist mangelhaft, die Leisten lösen sich ab.
- Die Durchdringungen des WDVS insbesondere durch Fallrohrbefestigungen und Absturzsicherungen vor Fenstertüren in den Obergeschoßen sind nicht regensicher hergestellt.
- Die Schichtdicke der Armierungslage des Wärme-Dämmverbundsystems ist an fast allen zwischenzeitlich weiter untersuchten Objekten deutlich zu gering.
- Die Abdichtung des Sockelputzes fehlt, insbesondere im Perimeterbe¬reich.
Zusätzlich wurden von unseren Baugutachtern mittels Infrarot-Thermografie alle Fassaden der Siedlung systematisch dokumentiert. Die Wärmebilder zeigen, dass an einer Vielzahl der Fassaden, insbesondere den stärker wetterbelasteten Westseiten, Wassereintritte in die Konstruktion vorliegen.
Besonders darauf hinzuweisen ist, dass auch extreme Schäden an der Holzkonstruktion und Durchfeuchtungen von außen für Baulaien noch nicht erkennbar waren und die Putzhülle die dahinter liegenden Schäden noch kaschierte.
Auswertung
Die ursprünglich an den exemplarisch untersuchten Häusern der Siedlung festgestellten wesentlichen Mängel an den Fassaden haben sich in Zuge der weiteren Untersuchungen als systematisch bestätigt. Gleichzeitig wurden an einer Vielzahl von Fassaden der Holzfertighäuser Wassereintritte bestätigt, bei mehreren Fassaden wurden erhebliche Nässeschäden in der Konstruktion mit teilweise sehr starker Zerstörung der Holztragkonstruktion durch holzzerstörende Pilze festgestellt. Letztlich ist für eine sichere Beseitigung der Mängel (Undichtigkeiten) sowie Lokalisierung und Behebung der Folgeschäden eine flächige Sanierung aller Fassaden der Siedlung erforderlich.
Fazit
Gerade bei Holzbauweisen (Holzständerbau, Holzfertigbau) und Fassaden mit Holzfaserdämmstoffen ist eine äußerst sorgfältige Detailplanung und Ausführung erforderlich, um massive Folgeschäden an den feuchtigkeitsempfindlichen Konstruktionen zu vermeiden. Viele Baubeteiligte verfügen leider nicht über das erforderliche Know-How mit solchen Bauweisen umzugehen.